Anwendungen - Materialauswahl

1. Anforderungen an das Leistungsniveau von Verkehrszeichen und Verkehrseinrichtungen

Verkehrszeichen müssen ihre Funktionalität sowohl am Tage als auch bei Dunkelheit erfüllen. Das heutige Verkehrsaufkommen verlangt vom Autofahrer rasches Reaktionsvermögen auf sich ständig ändernde Verkehrssituationen. Ein rechtzeitiges Wahrnehmen, Erkennen und Lesen von Verkehrszeichen und Verkehrseinrichtungen ist daher zur Aufrechterhaltung bzw. zur Erhöhung der Verkehrssicherheit unbedingte Notwendigkeit. Die visuelle Qualität eines Verkehrszeichens muss nicht nur zum Zeitpunkt seiner Installation im Neuzustand, sondern während seiner ganzen funktionalen Lebensdauer im Verkehrsraum über Jahre hinweg gewährleistet sein. Die DIN 67520 legt für verschiedene Reflexions-Klassen die lichttechnischen Mindestanforderungen für die Reflexwerte im Neuzustand fest. Für die kritische Untergrenze des spezifischen Rückstrahlwertes für den Gebrauchszustand eines Verkehrszeichens setzt man erfahrungsgemäß einen Wert von 60% an.

Die spezifischen Rückstrahlwerte der RA2 und RA3 Folie verringern sich im Gegensatz zur RA1 Folie trotz des Alterungsprozesses auch nach mehrjährigem Einsatz nur sehr langsam. Wenn man die direkten Rückstrahlwerte vergleicht, zeigt sich, dass die Materialien der Klassen RA2 und RA3 um den Faktor 4 bis 5 höhere Rückstrahlwerte als Materialien der Klasse RA1 noch nach Jahren aufweisen. Geht man davon aus, dass generell die Verkehrszeichen mit RA1 Materialien bei niedriger Umfeldleuchtdichte gerade das Leuchtdichteminimum erreichen, ist die Erkennbarkeit bei diesen Mindestwerten auf keinen Fall mehr gewährleistet, selbst wenn man den Alterungsprozess der Verkehrszeichen hier unberücksichtigt lässt.

Konstruktiver Aufbau der unterschiedlichen Reflexfolien

Leuchtdichte von Verkehrszeichen bei Nacht

Wissenschaftliche Untersuchungen zur Bewertung der erforderlichen Leuchtdichte von Verkehrszeichen bei Nacht unter Berücksichtigung der typischen Altersstruktur der Verkehrsteilnehmer haben nachgewiesen, dass bei einem Lesbarkeitsfaktor von 0,75 eine Leuchtdichte bis zu 20 cd/m2 je nach Umfeldleuchtdichte erforderlich ist, bei der ein Verkehrsteilnehmer das Verkehrszeichen aus sicherer Entfernung lesen kann. Ein Lesbarkeitsfaktor von 0,75 erfasst jedoch nur etwa 67% aller Verkehrsteilnehmer. Mit zunehmendem Alter der Fahrer – der Anteil der älteren Verkehrsteilnehmer wächst tendenziell – erhöht sich der Lesbarkeitsfaktor und somit auch die zum rechtzeitigen Erkennen der Verkehrszeichen erforderliche Leuchtdichte. Durch eine Erhöhung der Leuchtdichte lässt sich die altersbedingte Sehschärfe der Verkehrsteilnehmer kompensieren. Eine Verbesserung der Leuchtdichte kann durch die Verwendung von hoch reflektierendem Folienmaterial erreicht werden.

Nach der StVO muss das für Verkehrszeichen verwendete Folienmaterial dem Orientierungs- und Regelungsbedürfnis gerecht werden, wobei die Funktionstüchtigkeit der Verkehrszeichen langfristig sichergestellt sein muss. Umweltfaktoren, die den Alterungsprozess und die Sichtbarkeit der Verkehrszeichen (wie UV-Strahlung, Schmutz, Betauung) beeinflussen, konstruktionsbedingte Eigenschaften der Autoscheinwerfer, die ihr gebündeltes Licht immer mehr auf die Fahrbahn als zum Verkehrszeichen bringen, als auch die zunehmende Anzahl der älteren Verkehrsteilnehmer verlangen für eine sichere Nachtsichtbarkeit der Verkehrszeichen hoch reflektierendes Folienmaterial wie z.B. Folie der Klasse RA3 nach DIN 67520.

2. Empfehlungen für die Wahl der Reflexions-Klasse für Verkehrszeichen und Verkehrseinrichtungen

 normales Umfeldhell erleuchtetes Umfeld und/oder
viele externe Lichtquellen
Zeichen nach
§ 39 bis § 43 StVO
AutobahnAußerortsInnerortsAutobahnAußerortsInnerorts
Alle Zeichen
außer den
nachstehend
aufgeführten
Aufstellort:
rechts
RA2RA2RA2RA3RA2RA3
Aufstellort:
hoch / links
RA2RA2RA2RA3RA3RA3
Warte- und Haltegebote an
Bahnübergängen
-RA3RA3-RA3RA3
Warte- und Haltgebote an
Kreuzungen, Einmündungen
und bei verengter Fahrbahn;
Zeichen für vorgeschriebene
Fahrtrichtung und
vorgeschriebene Vorbeifahrt
RA3RA2RA3RA3RA3RA3
Zeichen in
Arbeitsstellen
RA2RA2RA2RA3RA2RA2
Sonderwege, Haltverbote
und Parken;
Touristische Unterrichtungstafeln
gemäß Z 386 StVO
und VwV-StVO zu
Zeichen 386
RA1RA1RA1RA1RA1RA1

Die Reflexions-Klassen (RA-Klassen) definieren die Anforderungen an den spezifischen Rückstrahlwert RA gemäß den Tabellen der DIN 67520 bzw. DIN EN 12899-1:

  • RA1 = Werte entsprechend DIN EN 12899-1, Tabelle 3 bzw. DIN 67520, Tabelle 2
  • RA2 = Werte entsprechend DIN EN 12899-1, Tabelle 4 bzw. DIN 67520, Tabelle 3
  • RA3 = Werte entsprechend DIN 67520, Tabelle 5

Besonderes Augenmerk gilt der qualitativen Beschilderung von Arbeitsstellen, weil diese als potentielle Gefahrenquelle für Verkehrsunfälle gelten und die dort aufgestellte Beschilderung starker Abnutzung und hoher Verschmutzung unterliegt.

Da sich die visuelle Qualität der Beschilderung ständig ändert, ist diese regelmäßig zu erfassen, zu überprüfen und zu ersetzen.

Es hat sich gezeigt, dass es nicht nur sicherheitstechnisch, sondern auch gerade wirtschaftlich sinnvoll ist, höherwertiges Folienmaterial für den Einsatz von Verkehrszeichen zu verwenden, da dieses eine wesentlich längere Funktionstüchtigkeit garantiert, bei nur relativ wenig höheren Anschaffungskosten.

Die obige Tabelle ist auf Basis des 'Merkblatt für die Wahl der lichttechnischen Leistungsklasse von vertikalen Verkehrszeichen und Verkehrseinrichtungen, Ausgabe 2011' (M LV) durch die Güteschutzgemeinschaft Verkehrszeichen und Verkehrseinrichtungen e.V. unter dem Aspekt einer verbesserten Wahrnehmung und Erkennbarkeit modifiziert und vereinfacht worden.